Emotionale Intelligenz im Berufsalltag. Mit EQ zur Führungskraft werden.
Picture of Britta Heidemann und Patrizia Sinistra
Britta Heidemann und Patrizia Sinistra

Emotionale Intelligenz in Unternehmen: 5 Tipps für mehr Erfolg im Beruf

Emotionale Intelligenz (EQ) ist schon lange eine Schlüsselkompetenz im Berufsalltag für alle Mitarbeiter — von Azubis bis hin zu Vorstand und Führungskraft. 60% der Job-Performance werden maßgeblich von dieser Eigenschaft geprägt!

Das Thema hat uns im Nachgang an unser Webinar im April noch intensiv beschäftigt. Insbesondere auch, weil wir in der Vergangenheit häufig über Artificial Intelligence im Marketing als Zukunftsperspektive für Unternehmen berichtet haben. 

Wie passt Emotionale Intelligenz in diese Welt von morgen? Was ist Emotionale Intelligenz (EQ)? Wie hängen Emotionale Intelligenz und beruflicher Erfolg zusammen? Was zeichnet Emotionale Intelligenz im Berufsleben, in der Führung und unter Mitarbeitern aus? Und wie können Sie selbst Emotionale Intelligenz trainieren und nutzen?

Die spannende These „Emotional intelligente Unternehmen sind die erfolgreicheren und sichern sich damit ihre Zukunftsfähigkeit“ hat unserer Meinung nach noch eine ausführliche Aufbereitung des Stoffes verdient.


Was ist Emotionale Intelligenz?

In Zeiten wie diesen bekommt Emotionale Intelligenz (EQ) eine ganz neue Dimension. Denn die andauernde Pandemie ist der Testfall für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und ihrer Lenker. 

Geprägt wurde der Begriff der Emotionalen Intelligenz 1990 von den US-Psychologen John D. Mayer und Peter Salovey. Populär wurde das Thema erst durch den US-amerikanischen Journalisten Daniel Goleman mit seinem 1995 erschienenen Buch “EQ. Emotionale Intelligenz”. Sein Modell der Emotionalen Intelligenz beschreibt vor allem die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle richtig wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen.

Emotionale Intelligenz nach Goleman ist “die Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und die anderer zu erkennen, uns selbst zu motivieren und gut mit Emotionen in uns selbst und in unseren Beziehungen umzugehen.” 

– Daniel Goleman

Je bewusster sich also ein Mensch über seine Emotionen und Vorstellungen ist, desto einfacher ist es für ihn, erfolgreicher und verantwortungsvoller damit umzugehen. Und je besser ein Mensch die Handlungen, Gefühle und Gedanken anderer versteht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er adäquat interagieren kann. 

Somit ist es die Emotionale Intelligenz, die es uns überhaupt erst möglich macht, Situationen und unser Gegenüber einzuschätzen. Sie macht uns handlungsfähig.

Emotionale Intelligenz Kompetenzen im Beruf. Die wichtigsten EQ Qualitäten für Führungskräfte, Mitarbeiter und Bewerber.
Emotionale Intelligenz Kompetenzen im Beruf: Die wichtigsten EQ Qualitäten für Führungskräfte, Mitarbeiter und Bewerber auf einen Blick. [Quelle]


Was Emotionale Intelligenz bedeutet:

Die Abkürzung für Emotionale Intelligenz – EQ – stammt vom englischen „Emotional Quality“ ab und bedeutet übersetzt „Qualität der Gefühle“. Wie aus der Abbildung deutlich hervorgeht, werden mit Emotionaler Intelligenz eine ganze Reihe von Fähigkeiten und Kompetenzen beschrieben. Johann Wolfgang von Goethe sprach zusammenfassend passenderweise von „Herzensbildung“.


Emotionale Intelligenz im Beruf: Erfolgsfaktor für Führungskräfte

Emotionale Intelligenz ist zum Führen unerlässlich. In einer Studie mit 200 globalen Unternehmen hat Daniel Goleman herausgefunden, dass sachlich nüchterne, schwach gefühlsbetonte und wenig empathische Menschen oft schlechte „Manager“ sind. Stattdessen bilden Eigenschaften wie Selbsterkenntnis, Selbstregulierung und Empathie – das heißt konkret: die Prinzipien der Emotionalen Intelligenz – die eigentliche Voraussetzung für Führungserfolg bilden.


Darum sind Frauen in Führungspositionen wichtig

Emotionale Intelligenz wird als besonderer Erfolgsfaktor weiblicher Führungskräfte gesehen, denn gerade ihnen wird hier ein besonderes Potenzial bescheinigt. Dass tendenziell typisch weibliche Verhaltens- und Denkweisen in den oberen Etagen einkehren und das traditionelle Rollenbild einer männlich-autokratischen Führungskraft einer weiblichen, teamorientierten und empathischen Führungshaltung weicht, ist längst überfällig.

Aktuell sind weibliche Führungskräfte in Top-Positionen großer Unternehmen immer noch deutlich unterrepräsentiert. Passenderweise gab erst kürzlich Daniel Jungblut am Ende des Interviews über die ihm geleiteten Studie zu CEOs auf LinkedIn einen Kommentar dazu ab, wie männlich die Vorstandswelt in Deutschland ist: Im HDAX gäbe es doppelt so viele Stefans wie Frauen – nämlich acht. https://www.ceo-linkedindex.de/ 

Doch durch die zunehmende Bedeutung von Emotionaler Intelligenz in der Mitarbeiterführung stehen die Chancen für eine nachhaltige Veränderung sehr gut.

Tipp 1: Förderung von Emotionaler Intelligenz und Gleichberechtigung.

Als CEO können Sie Emotionale Intelligenz im Unternehmen fördern, indem Sie sicherstellen, dass auch Frauen der Aufstieg in die Führungsetage des Unternehmens ermöglicht wird. Doch um die Führungsqualität „Hohe Emotionale Intelligenz“ zu erkennen, müssen Sie mit den Eigenschaften und Dimensionen der Emotionalen Intelligenz vertraut sein, was Ihnen letztlich auch in Vorstellungsgesprächen beim Recruiting kompetenter Mitarbeiter hilft.

Lesenswert: Nicole Gehrig, Emotionale Intelligenz als Erfolgsfaktor weiblicher Führungskräfte – eine empirische Analyse


Emotionale Intelligenz und Führung: 4 Schlüsselkompetenzen

Was macht Emotionale Intelligenz aus? Wie erkennt man emotionale Intelligenz? Und welche Schlüsselkompetenzen lassen sich für Unternehmen daraus ableiten? Hier ein Überblick:

Emotionale Intelligenz im Beruf (Kompetenzen und Schlüsselbereiche)
Führung mit Emotionaler Intelligenz: Kompetenzen und Schlüsselbereiche. [Quelle]

1. Selbstwahrnehmung

Führungspersönlichkeiten, deren Ich-Bewusstsein stark ausgeprägt ist, sind fähig, ihre persönlichen Motivatoren, Gefühle und Auslöseimpulse in unterschiedlichen Situationen zu erkennen. Sie sind sich ihrer persönlichen Stärken und Schwächen bewusst und akzeptieren sich so, wie sie sind – obgleich wirklich effektive Führungspersönlichkeiten nie in ihrem Bemühen nachlassen, noch besser zu werden.

2. Selbstmanagement

Führungspersönlichkeiten mit ausgeprägtem Selbstmanagement können ihre Gefühle und Verhaltensweisen kontrollieren. Sie reagieren auf sich verändernde Umstände nicht emotional und sind in schwierigen Situationen belastbar. Wirklich gute Selbstmanager sind stark darin, ihre Prioritäten und Verpflichtungen auszubalancieren und gleichzeitig Strategien für ihre persönliche Weiterentwicklung umzusetzen.

3. Soziales Bewusstsein

Führungspersönlichkeiten mit einem starken sozialen Bewusstsein sind in der Lage, emotionale Signale anderer zu erkennen und Empathie zu zeigen. Sie kennen die Dynamik von Macht und Einfluss in einer Gruppe, sind sich ihrer eigenen Umgebung, ihrer Adressaten und ihres Umfelds bewusst und wissen, wie sie sich gegebenenfalls daran anpassen müssen. 

Führungspersönlichkeiten mit einem ausgeprägten sozialen Bewusstsein erkennen, wie sie auf besonders sinnvolle Weise einen positiven Einfluss auf andere haben können.

4. Beziehungsmanagement

Starkes Beziehungsmanagement verlangt Führungspersönlichkeiten, die in der Lage sind, andere zu inspirieren und zu beeinflussen. Sie können ihre Vision kommunizieren, umsetzen und dabei positive Beziehungen aufbauen. Sie versammeln das richtige Team um sich, fördern es, bauen es auf und arbeiten daran, im Team einen Konsens zur Umsetzung der Vision zu schaffen. Es gelingt ihnen, durch Integrität Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufzubauen.

Tipp 2: Anzeichen für Emotionale Intelligenz im Vorstellungsgespräch erkennen.

Wenn Sie im Moment gezielt nach neuen Mitarbeitern mit hoher emotionaler Intelligenz suchen, sollten Sie die richtigen Fragen stellen und wissen, wie Sie die Antworten der BewerberInnen interpretieren müssen. Einige nützliche Fragen, um Ihr künftiges Personal auf EQ-Kompetenzen zu testen, finden Sie hier. Einen weiteren guten Ansatz finden Sie auch hier.


Warum Emotionale Intelligenz im Unternehmen fördern?

Emotionale Intelligenz im Unternehmen heißt Förderung zwischenmenschlicher Unternehmensprozesse und der Arbeitswelt 4.0. Das Ergebnis? Unternehmenswachstum. Insofern betrifft EQ alle Unternehmensbereiche und Abteilungen. 

Gerade vor dem Hintergrund der Globalisierung, des technologischen Fortschritts und Wertewandels gilt es, Führungsstile und -kompetenzen zu etablieren, die dieser Dynamik gerecht werden. Insofern kann man von einem bedeutenden Paradigmenwechsel in den Anforderungen an eine Führungskraft sprechen.

Doch die Entwicklung der Emotionalen Intelligenz braucht Zeit. Führungskräfte können für Emotionalität zwar sensibilisiert werden, Emotionale Intelligenz bildet sich jedoch erst im Verlauf der langjährigen Persönlichkeitsentwicklung. Das beginnt bereits in der frühesten Kindheit. Ein Seminar allein kann daher nicht mehrere Jahrzehnte Lebenserfahrung ersetzen.

Für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit in der modernen Gesellschaft ist es entscheidend, die Talente von morgen bereits in der Kindheit entsprechend zu fördern. Aktuell zeigen immer noch viele Bewerber auf Führungspositionen deutliche Defizite in Bezug auf ihre Persönlichkeit und ihr Sozialverhalten. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.


Wie kann Emotionale Intelligenz gefördert werden?

Jeder der vier der genannten Schlüsselbereiche (Selbstwahrnehmung, Soziales Bewusstsein, Selbst-management und Beziehungsmanagement) ist gleich wichtig. Es gibt keine feste Reihenfolge. So müssen Sie z.B. nicht unbedingt Ihre Selbsterkenntnis/Ihr Selbstbewusstsein komplett entwickeln, bevor Sie sich dem Selbstmanagement zuwenden. 

Viele von Ihnen werden feststellen, dass mancher Bereich bei Ihnen sehr stark ausgeprägt ist, während andere dagegen noch weiterentwickelt werden können. Denken Sie über Ihre eigenen Stärken und Schwächen in Bezug auf Emotionale Intelligenz nach – dann sind Sie schon einen großen Schritt weiter auf dem Weg, selbstbewusst zu werden und sich selbst zu erkennen! 

Tipp 3: Die eigene Emotionale Intelligenz trainieren: Schritt für Schritt.

Bei den einzelnen Schlüsselkompetenzen zu beginnen, ist ein guter Ansatz, um mit dem EQ-Training zu beginnen, denn es gibt nicht das eine Workout, dass die vielen Dimensionen der Emotionalen Intelligenz gleichzeitig trainieren kann – genau wie keine Sportübung alle Muskeln gleichzeitig trainiert.

Und auch emotional intelligente Menschen sind nicht in allen Punkten absolute Top-Performer. Jeder hat seine Schwächen. Wenn Sie sich diese bewusst machen, verantwortungsvoll damit umgehen und sie gezielt verbessern wollen, dann zeigt das bereits, dass sie mit einem hohen Grad an Emotionaler Intelligenz ausgestattet.


Fazit: Warum Emotionale Intelligenz Unternehmen erfolgreicher macht

Erfreulicherweise findet ein fundamentaler Wandel von einer toxischen Unternehmenskultur zu einer Unternehmenskultur der Menschlichkeit statt. Emotionale Intelligenz in Unternehmen ist dafür der wichtigste Treiber. Eine hohe Qualität der Kommunikation, Transparenz und gelebter Vertrauenskultur mit einem positiven Menschenbild, sind die Voraussetzungen für nachhaltigen Unternehmenserfolg. Das bedeutet mit Empathie und Lust auf Veränderungen gemeinsam eine neue Unternehmenskultur zu schaffen.

Eine klare Vision für die Arbeitswelt von morgen steht dabei im Mittelpunkt. Im besten Fall ist sie von Diversität, Feedback-Kultur und einem Miteinander der Ideen und Innovationen geprägt anstatt von Machtspielen. Und das geht nur mit Emotionaler Intelligenz und gutem Zuhören, um das volle Potential der Mitarbeiter zu entfalten. 

Es werden diejenigen Unternehmen wettbewerbsfähiger sein, die genau das verstanden haben, die mit Emotionaler Intelligenz ein produktives Arbeitsklima schaffen und die Krise als Chance nutzen, um einen Sprung nach vorne zu machen. 

Eine klare Unternehmensvision eint auch die noch so unterschiedlichsten Charaktere. Wenn man Veränderungen predigt, sie aber selber nicht lebt und danach agiert, dann wird sie einem keiner abnehmen. Deshalb gilt:


Walk the Talk! Führung mit Emotionaler Intelligenz

Führungskräfte müssen ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Es geht um einen grundsätzlichen Mindshift und der fängt immer bei einem selbst an. Unter Umständen kann der Weg der eigenen Transformation durchaus mal länger dauern… und auch richtig weh tun. 

Aber er lohnt sich. Am Ende stehen 100% Authentizität und eine entsprechende Selbstbewusstheit (d.h. realistische Einschätzung der eigenen Persönlichkeit), die einen erst zum glaubwürdigen Leader macht. Rationalität und Faktenwissen reichen heute nicht mehr aus – empathische Führungskräfte mit Emotionaler Intelligenz verstehen sich als Rahmengeber für ihre Mitarbeiter.


TOP 3 TAKEAWAYS – Emotionale Intelligenz im Berufsalltag

  • Emotionale Intelligenz bedeutet „Qualität der Gefühle“. Damit ist EQ die Basis für eine Unternehmenskultur der Menschlichkeit.
  • Emotionale Intelligenz zu trainieren braucht Zeit, Haltung und Ausdauer. Es gibt ist keinen „quick fix“. Dennoch sollten Führungskräfte als Vorbilder im Unternehmen vorangehen.
  • Emotionale Intelligenz macht Unternehmen auf lange Sicht zu den erfolgreicheren und zukunftsfähigeren Unternehmen.

Mehr Tipps und interessante Denkanstöße gibt es auch im FAQ zum Thema unten.

PS.: So sehen Menschen mit hoher Emotionaler Intelligenz aus: Die Mitglieder des Marketing Club Lago e.V. in Konstanz, am Bodensee. 😉

Marketing Club Lago e.V. MC Lago Bodensee Impressionen aus der Villa Prym in Konstanz. Copyright © Patrizia Sinistra.
Emotionale Intelligenz in Organisationen: Mit diesen Menschen wird das berufliche Netzwerken und der Austausch von Marketing Wissen wirklich bereichernd!

FAQ Emotionale Intelligenz im Beruf und im Alltag


I. Emotionale Intelligenz vs. IQ

Ein Thema, das auch in der Fachliteratur immer wieder aufgegriffen wird: Inwiefern hängen IQ und EQ zusammen? Hier sind einige Insights dazu.


Wie hängen Emotionale Intelligenz und IQ zusammen?

Die kurze Antwort lautet: Emotion und Intelligenz gehören zusammen und gehen Hand in Hand. Im Gegensatz zum besser bekannten (und deutlich leichter messbaren) Intelligenzquotienten IQ, sind rational-logische, mathematische Fähigkeiten für die Messung der Emotionalen Intelligenz nicht relevant. Die „Qualität der Gefühle“, das Emotionsmanagement und der Umgang mit anderen Menschen stehen im Vordergrund.


Ist Emotionale Intelligenz wichtiger als der IQ?

Die Frage, was wichtiger lässt sich nicht pauschal beantworten, für den Job im Kindergarten stehen wahrscheinlich die sozialen Fähigkeiten und emotionalen Qualitäten im Vordergrund. Während für die Performance des Statistik-Professors mathematisch-analytische Fähigkeiten im Zentrum stehen. 

Doch auch dieser sollte sozial kompetent mit Schülern, Studenten und Kollegen umgehen können. So kann gut veranschaulicht werden, dass Emotionale Intelligenz tatsächlich viel grundlegender ist als der IQ. Die Frage ist, warum dem EQ dann oftmals weniger Beachtung geschenkt wird als dem Leistungsnachweis, der sich in Zahlen ausdrücken lässt.


Wer hat die höchste Emotionale Intelligenz im Unternehmen?

Warum EQ wichtiger ist als IQ, erklärt Travis Bradberry, Mitgründer des weltweit führenden Anbieters von Tests und Trainings für Emotionale Intelligenz TalentSmart in seinem TED Talk über Emotionale Intelligenz.

Nach TalentSmart macht Emotionale Intelligenz 60 % der Arbeitsleistung von Mitarbeitern aus, doch es sind nicht die CEOs, die den höchsten EQ haben, sondern Mitarbeiter in Management-Positionen. CEOs scheinen dagegen die schlechteste Emotionale Intelligenz Kompetenz im Unternehmen zu haben.

Emotionale Intelligenz Statistik: Führen mit Emotionaler Intelligenz im Job.
Studie zu Emotionaler Intelligenz und Führung. Leadership ist ohne EQ nicht denkbar, dennoch wird die Relevanz von Emotionaler Intelligenz bei der Beförderung immer weniger berücksichtigt, je weiter es nach oben geht. Quelle: „Why do CEOs have such low scores in emotional intelligence?“ – World Economic Forum.

Warum aber nimmt diese wichtige Fähigkeit tendenziell ab, je höher die Position im Unternehmen? 

Das Problem, nach Bradberry ist, dass Unternehmen immer kurzsichtiger werden, je weiter es entlang der Karriereleiter nach oben geht. Während Emotionale Intelligenz am Arbeitsplatz noch gezielt gefördert wird, wenn Mitarbeiter ins Management befördert werden, die besonders teamfähig und gut im Umgang mit Menschen sind, wird in der oberen Etage zunehmend auf Metrics fokussiert, insbesondere auf die Umsatzzahlen und den (kurzfristigen) Gewinn.

Doch auf lange Sicht, ist das keine gute Strategie, denn auch Führungskräfte, die im Laufe Ihrer Karriere Emotionale Intelligenz bewiesen haben und in Manager-Positionen, werden durch Beförderungen in Umgebungen gedrängt, die ihre Emotionale Intelligenz im Beruf untergraben.


Wie wird Emotionale Intelligenz gemessen?

Zur Messung der Emotionalen Intelligenz als Fähigkeit wird im englischsprachigen Raum der MSCEIT Mayer-Salovey-Caruso Test zur Emotionalen Intelligenz eingesetzt. Der Test umfasst mehr als 100 Aufgaben z.B. zur Selbst- und Fremdeinschätzung im Bezug auf Emotionen.

Sehr ähnlich versucht das auch die Süddeutsche in einem Online-Test zur Messung der Emotionalen Intelligenz. Der kostenlose EQ-Test wird auch als Persönlichkeitstest ausgegeben mit 100 Fragen bzw. Statements „Ich bin aktiver Fußballfan“, für die man die zutreffende Antwort auswählen muss. 

Sowohl das professionelle Test-Ergebnis als auch der Online-Test können sehr kritisch hinterfragt werden, denn wie aussagekräftig eine Zahl ist, auf die die emotionale Qualität eines Menschen reduziert wurde, ist bereits Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Diskussionen, die vor allem fragen, ob Emotionale Intelligenz überhaupt messbar ist.


Ist Emotionale Intelligenz angeboren, vererbbar oder angelernt?

Das Konzept der Emotionalen Intelligenz ist sehr komplex. Der EQ setzt sich aus unterschiedlichen Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmalen zusammen, die zum Teil angeboren sind. 

Andere Fähigkeiten, und wahrscheinlich das meiste davon, wird aber bereits im Kindesalter unbewusst von den Eltern übernommen oder durch Erziehung und das Auswachsen in einer Gesellschaft gelehrt (z.B. Anpassungsfähigkeit und soziale Kompetenz) und wieder anderes wird durch hartes Training ganz bewusst selbst gelernt und trainiert (z.B. Emotionale Selbstkontrolle).

Fakt ist, dass man Emotionale Intelligenz erlernen, trainieren und verbessern kann. Als Unternehmensvorstand ist es allerdings nicht getan mit der einmaligen Teilnahme an einem 2-stündigen „Führen mit Emotionaler Intelligenz“-Seminar. 

Emotionale Intelligenz ist lernbar, allerdings brauch es vor allem zwei Dinge: Die seriöse Motivation in Form eines echten Selbstverbesserungswillens. Und Zeit.


II. Emotionale Intelligenz und Achtsamkeit

Häufig sprechen Trainer für Emotionale Intelligenz über Achtsamkeit (oder auch engl. „Mindfulness“), denn Emotionale Intelligenz und Achtsamkeit sind eng miteinander verbunden.


Was haben Emotionale Intelligenz und Achtsamkeit gemeinsam?

Viele der persönlichen Eigenschaften, die mit Meditation und Atemübungen effektiv erlernt oder ausgebaut werden können, sind wichtige Elemente der Emotionalen Intelligenz.

Achtsamkeit fördert Gelassenheit und hilft dabei, die eigenen Gefühle besser zu managen, ausgeglichener zu sein, einmal auf Distanz zu gehen und eine Situation in Ruhe zu reflektieren – statt vorschnelle Entscheidungen auf Basis eines erregten Gemütszustandes zu treffen.

Achtsamkeit hilft aber auch, sensibler mit anderen Menschen umzugehen, richtig zuzuhören, verständnisvoller zu kommunizieren und auch am Arbeitsplatz mehr Geduld für Mitarbeiter und Kollegen zu haben. So kann eine positive Unternehmenskultur der Toleranz geschaffen werden, statt Macht, Angst und negative Gefühle regieren zu lassen. 

Tipp 4: Go „Back to the roots“ für eine kontemplative Entschleunigungsrunde in der Natur.

Machen Sie einen Spaziergang an der frischen Luft – am besten allein und ohne elektronische Geräte (Digital Detox, ahoi!). So nehmen Sie sich nicht nur Zeit positive Energie zu tanken, sondern auch Dinge, die Sie dankbar und zufrieden machen, bewusst zu reflektieren. Auch die kleinen Dinge im Leben sind wertvoll. Und wenn Ihnen ein negativer Gedanke in den Sinn kommt, müssen Sie diesen nicht verdrängen. Akzeptieren Sie ihn und versuchen Sie, das Positive darin zu erkennen.


Kann Meditation Emotionale Intelligenz steigern?

Nachgewiesen ist, dass Achtsamkeitsübungen und Meditationstechniken nicht nur Stress reduzieren, sondern auch Emotionale Intelligenz steigern können (Studie hier). Meditationen und andere Achtsamkeitsübungen können so als Fundament genutzt werden, um Emotionale Intelligenz effektiv zu trainieren.

Tipp 5: Emotionale Intelligenz steigern mit effektiven Atemübungen (ganz ohne Esoterik und Dreadlocks).

Die 4-7-8 Atemtechnik ist eine sehr kurze Atemübung, die den Umgang mit Stress erleichtert und auch wissenschaftlich bestätigt wurde als eine effektive Stress-Management-Technik. Kann außerdem Migräne-Symptomatik verbessern, den Blutdruck senken und beim Einschlafen helfen.


III. Emotionale Intelligenz und Sprache

Sprache ist einer der wichtigsten Katalysatoren der Emotionalen Intelligenz und sozialen Kompetenz, der in diesem Rahmen noch viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Deshalb sind hier noch ein paar, hoffentlich inspirierende Denkstöße für Sie:


Was hat Emotionale Intelligenz mit Sprache zu tun?

Mittels Sprache können wir komplexe Gedanken und Konzepte miteinander teilen und kommunizieren – natürlich auch über unsere Gefühle. Wir können uns aber auch gegenseitig beeinflussen, Ideen und Gedanken in die Köpfe anderer Menschen setzen. Manipulieren. 

Wenn wir Kinder mit Worten trösten, bringen wir Selbstmanagement und Kontrolle über ihre Emotionen bei. Wie Führungskräfte mit Angestellten reden, kann sich entscheidend auf ihre Performance auswirken. 

Die Art und Weise, wie wir sprechen, prägt aber auch die Art und Weise, wie wir denken. Und das variiert von Sprache zu Sprache, denn jede hat ihre Eigenheiten, wie Kognitionswissenschaftlerin Lera Boroditsky in diesen TED Talk mit einigen faszinierten Beispielen illustriert:

“To have a second language is to have a second soul.”

Für die Corporate Communication in einem internationalen Konzern, bedarf es einer besonderen Sensibilität im Umgang mit Menschen verschiedener Kulturen. 

Ein Bewusstsein für derartige sprachliche Feinheiten oder andere kulturelle Unterschiede zu haben, hilft auch Emotionale Intelligenz im interkulturellen Berufsumfeld zu nutzen und die Qualität der Zusammenarbeit in internationalen Teams zu verbessern, über die Unterschiede zwischen Sprachen und Kulturen hinweg.


Gibt es Emotionale Intelligenz bei Tieren?

Die Kurze Antwort ist: Ja, Tiere können emotional intelligent sein. Emotionale Intelligenz gibt es auch unabhängig von der menschlichen Sprachen und außerhalb des menschlichen Gehirns. Kaum ein Hundebesitzer wird diesem Statement widersprechen. Doch Hunde sind nicht die einzigen Tiere mit Emotionaler Intelligenz. Neben Affen haben beispielsweise auch Elefanten eine hohe Emotionale Intelligenz.

Dieses Argument könnte helfen, mehr Menschen zu motivieren, sich aktive für den Tierschutz einzusetzen. Aber auch CEOs und Unternehmensgründer könnte das inspirieren, dem Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen mehr Relevanz zuzugestehen.

Fall Sie dieses Thema interessiert, können Sie hier mehr zur Emotionalen Intelligenz von Elefanten erfahren. Falls nicht, dann ist dieses Video für Sie irrelefant.

PS.: Zum Thema Nachhaltigkeit haben wir in diesem Jahr noch ein digitales MC Lago Event geplant. Hier geht es zum Webinar mit Tina Teucher: Sustainable Marketing. Wirtschaftswandel durch grüne Konsumenten.

Emotionale Intelligenz bei Tieren – TED Talk “Why Elephants Never Forget” von Alex Gendler.
Teilen Sie diesen Beitrag

3 Antworten

  1. Liebe Britta und Patrizia

    Herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag zur emotionalen Intelligenz…. wo wir ja unsere Veranstaltung hatten als Webinar mit Carmen Blom als Referentin.

    Interessant ist für mich, dass CEOs sich nicht gerade dadurch auszeichnen, dass deren EQ sehr hoch ist.
    Das die Manager das haben müssen… verstehe ich. Ich gehe davon aus, dass diese als Bindeglied zwischen Arbeitern und der oberen Etage EQ brauchen um hier effektiv zu arbeiten 🙂

    Auch mir fällt das nicht immer einfach mit der EQ. Manchmal hat man die Ruhe oder Geduld nicht….
    Während der Corona-Krise ist das Home-Office Pflichtprogramm und EQ erfolgreich einzusetzen ist nicht einfach.
    Virtuell kann ich z.B. während einem Webinar oder Video-Call die non-verbalen Signale nicht immer sehen. Ich schaue auf mein Slide oder in die Kamera und die vielen non-verbalen Mitteilungen auf den Gesichtern der Teilnehmer sehe ich nicht.

    Aber auch im Büro am Tisch gegenüber…. EQ ist eine Kunst. Ich arbeite dran :-).

    Urs
    #drkpiPageTracker

    1. Lieber Urs, herzlichen Dank für deinen Kommentar. Da hast du natürlich vollkommen recht!

      Ich denke, während und nach des Webinars haben sich alle Teilnehmer (inklusive uns) noch lange Zeit damit beschäftigt, was emotionale Intelligenz überhaupt ist. Jeder möchte sich gerne als “emotional intelligent” bezeichnen, doch das bedeutet auch, sich zu fragen, ob das stimmt und bei welchen Punkten wir uns noch verbessern können. Es gibt kein Beispiel, an dem wir uns mit 100%-iger Sicherheit orientieren können. Kein Beispiel für den “emotional intelligentesten Menschen der Welt”. In jedem Gespräch, ob digital oder offline, müssen wir uns neu an unser Gegenüber anpassen, uns auf andere einlassen, zuhören und verstehen können. Und man kann immer dazulernen und die eigene emotionale Intelligenz Tag für Tag weiter trainieren. Das ist auch, was dieses Thema so spannend macht. Wir haben nie ausgelernt und es gibt immer Potential nach oben.

      Das MC Lago Webinar hat uns allen den unglaublich wichtigen Denkanstoß gegeben, einmal innezuhalten und zu reflektieren, was jeder für sich (und andere) konkret tun kann, um diese Ressource, die in jedem menschlichen Gehirn vorhanden ist, richtig zu nutzen und sich selbst verbessern zu können. Ob es nun um das Management der eigenen Emotionen oder den Umgang mit anderen Menschen wie Mitarbeitern oder Vorgesetzten geht.

      Seit dem Webinar denke ich tatsächlich immer wieder darüber nach, wo ich noch dazu lernen kann. Du kennst mich, Urs, ich kann ungeduldig sein, weil ich ultimativ produktiv sein will, Performance Performance Performance – doch das ist eben nicht alles, worauf es in der Zusammenarbeit mit anderen ankommt! – und genau deshalb ist es so wichtig, Probleme wie diese zu erkennen. Und sich eingestehen zu können, dass man nicht perfekt ist (denn das ist niemand), um aufmerksam und achtsam daran arbeiten zu können.

      Unsere Gespräche um das Webinar und das ganze Thema herum waren – trotz Virtualität – eine Bereicherung und eine kleine Lektion fürs Leben. Es freut mich deshalb natürlich sehr, dass dir unser Blogbeitrag gefällt, denn da sind viele tiefgründige Gedanken und eine Menge Recherche hineingeflossen.

      Vielen Dank und ein schönes Wochenende!
      Patrizia

      1. Liebe Patrizia
        Vielen Dank für die Antwort und auch schönes Weekend
        Patrizia, du schreibst so treffend:
        “Seit dem Webinar denke ich tatsächlich immer wieder darüber nach, wo ich noch dazu lernen kann. Du kennst mich, Urs, ich kann ungeduldig sein, weil ich ultimativ produktiv sein will, Performance Performance Performance – doch das ist eben nicht alles, worauf es in der Zusammenarbeit mit anderen ankommt! – und genau deshalb ist es so wichtig, Probleme wie diese zu erkennen. Und sich eingestehen zu können, dass man nicht perfekt ist (denn das ist niemand), um aufmerksam und achtsam daran arbeiten zu können.”

        Du hast da natürlich Recht. Ein Freund von mir der unerwähnt sein will hat zu mir mal gesagt:
        “Urs, als Manager oder Leader musst du zuerst einmal sicherstellen, dass du bei Neuantritt den Leuten eine Chance gibst, dich kennen zu lernen und zu lieben. Wenn sie sich abgeholt fühlen und der Meinung sind, dass du auf sie hörst und die Dinge dann dank ihrer Hilfe umsetzt – wie deren Vorschläge, hast du einen guten Start für deinen Marathon.
        Wenn sie dich mögen und respektieren, dann hören sie dir auch zu wenn du konstruktive Kritik anbringst und eine Änderung vorschlägst oder aber eine Innovation umsetzen willst.”
        Gleich von Anfang mit viel Ungeduld alles umkrempeln führt dazu, dass es zum Teil Unmut schafft. Es kann sogar passieren, dass das Team einem nach einer Weile nicht mehr so richtig zuhört. Anstatt deine Vorschläge zu evaluieren, werden diese mal zuerst so schnell als möglich abgedeckt … ”

        Aber eben, wie du ja auch schon so treffend schreibst, es ist für die meisten von uns nicht einfach, auf andere zu hören, d.h. zuzuhören, deren Ideen positiv aufzunehmen und zu evaluieren… Let others shine as well.”

        Packen wir es an… auch wenn es nicht einfach ist. Beim MC Lago klappt es ja eigentlich auch während der Corona-Krise ganz gut im Team. Auch zwischen den Mitgliedern. Schön wars, aber noch schöner wird es bei der nächsten Live-Veranstaltung im Herbst 2021. Darauf freue ich mich.
        https://drkpi.com/de/datenschutz-grundverordnung-cybersecurity/
        Grüessli
        Urs
        #drkpi #MCLago

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner